Rezension

Ellen Hopkins – Crank

Kurzbeschreibung
Das Leben war gut, bevor ich es traf,
das Monster.
Das Leben danach war großartig.
Auf jeden Fall für kurze Zeit.

Kristina ist gut in der Schule, freundlich und wohlerzogen. Doch dann begegnet sie dem Monster. CRANK. Der Droge. Und was wie ein Abenteuer anfängt, wird zu einem Kampf um ihren Verstand, ihre Seele – ihr Leben. Ellen Hopkins zeichnet mit ihrem in freien Versen geschriebenen Roman ein schmerzlich genaues Bild davon, wie unerbittlich die Sucht sein kann.

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Meine Meinung
„Dann kam mir kurz der ungute Gedanke,
dass alles, was ich kürzlich getan hatte,
in einer Katastrophe enden konnte.
Gab es noch ein Zurück?
Würde ich endgültig abstürzen?“
[Seite 308]

Manche nennen es Kokain, andere nennen es Crank, für Kristina ist es das Monster.

„Crank“ war schon immer ein Buch, dass mich seit Veröffentlichung enorm gereizt hat, als ich es dann endlich in den Händen hielt, war ich jedoch sehr enttäuscht. Die Geschichte an sich ist unglaublich gut und ich bin nur so durch die Seiten geflogen, was sich aber Verlag und Autorin hier erlaubt haben, nimmt jeglichen Lesespaß, denn die Autorin spoilert ihre Leser bereits beim Vorwort, indem sie das Ende verrät. Wieso man dies hier nicht ans Ende der Geschichte gesetzt hat, ist mir schleierhaft.

Ansonsten gibt es aber nichts negatives über „Crank“ zu sagen. Ellen Hopkins hat einen flüssigen, intensiven Schreibstil, der stellenweise nur schwer zu verarbeiten ist. Sie schreibt die Geschichte sehr schonungslos und lässt keine schmutzigen Details aus. Ein weiterer Pluspunkt gibt es dafür, dass die Geschichte in Versform geschrieben ist. Sämtliche Emotionen wurden gut auf Papier gebracht und lassen sich schnell lesen. Durch die Charaktere und Umstände in der Familie und im Freundeskreis, wirkt die Geschichte sehr authentisch.

Die Charaktere sind interessant, haben es aber auch immer wieder geschafft, mich hier und da zu schocken. Vor allem Kristina, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, hat mich mit ihren Gedanken und Gefühlen oftmals berührt. Sie ist ein eher ruhiger Teenager, der in der Schule gute Noten schreibt und ansonsten eher eine kleine Außenseiterin ist. Durch den Aufenthalt bei ihrem Vater ändert sich jedoch einiges, denn schnell kommt sie mit Jungs und Drogen in Berührung, die ihr gesamtes Leben verändern. Sie wird abhängig von Kokain, was sie jedoch nur „Crank“ oder „Das Monster“ nennt. Sie kapselt sich immer mehr von ihrem Umfeld ab und lernt neue Menschen kennen, durch die sie immer tiefer in den Drogensumpf gerät.
Sie erschafft sich ein zweites Ich, dass sie Bree nennt. Als Bree ist sie mutig, respektlos und immer wieder auf der Suche nach Drogen, als Kristina versucht sie weiterhin ein normales Leben zu führen, was ihr immer wieder misslingt.

Es ist erschreckend zu erleben, wie ihre Gedanken immer mehr von Drogen geleitet werden. Sie kann kaum noch ein normales Leben führen, wird aggressiver und riskiert immer mehr ihre Zukunft. Ihre Gedanken drehen sich nur noch um Jungs, Drogen und wie sie weiterhin ihre Familie täuschen kann. „Crank“ ist ein gutes Beispiel dafür, was Drogen aus einem Menschen machen können, wenn man sich ihnen hemmungslos hingibt.

Das Cover ist sehr schlicht und düster. Der Titel steht als Kokainspur auf schwarzem Hintergrund, was die Stimmung im Buch widerspiegelt. Die Kurzbeschreibung ist gelungen und macht direkt Lust auf mehr.

Insgesamt konnte mich Ellen Hopkins mit dem ersten Band ihrer Crank-Trilogie überzeugen. Charaktere und Orte sind so stimmig, dass man alles direkt vor Augen hat und Kristina wachrütteln und beschützen möchte. Ein ganz besonderes Buch, dass noch lange im Gedächtnis bleibt.

Reihenfolge
Crank
Glass
Fallout

Rezension

Nicolas Barreau – Die Frau meines Lebens

Kurzbeschreibung
Eines Mittags sitzt im Pariser Lieblingscafé des passionierten Buchhändlers Antoine wie vom Himmel gefallen die Frau seines Lebens. Beim Hinausgehen wirft die schöne Unbekannte ihm ein Kärtchen mit einer Telefonnummer zu, die aber nicht mehr vollständig ist. Antoine hat nun zehn verschiedene Möglichkeiten und nur vierundzwanzig Stunden Zeit, um die Frau seines Lebens wiederzufinden…

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Meine Meinung
Schon sehr lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen, war mir aber nie sicher, ob es mir wirklich gefallen könnte. Nun, wo ich dem Buch endlich eine Chance gegeben habe, kann ich nur sagen: Gott sei Dank habe ich dieses Buch gelesen!
Nicolas Barreau hat es geschafft, mich von der ersten Seite an zu verzaubern. Zwar trieft die Geschichte an manchen Stellen nur so vor lauter Klischees und gewisse Handlungsstränge sind alles andere als authentisch, aber das nahm ich gerne so hin, weil sie dennoch wunderschön geschrieben ist und der Autor sich der Klischees bewusst ist, was er auch durch seinen Protagonisten Antoine ausdrückt:

„Ist es nicht erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit man jedes noch so blöde Klischee akzeptiert, wenn man glücklich ist?“ (Seite 19)

Der Schreibstil ist sehr intensiv. Nicolas Barreau weiß, wie er seine Leser in den Bann ziehen kann und dies nutzt er auch gekonnt aus. Schauplätze und Charaktere werden sehr detailliert beschrieben, sodass ich mir alles sehr gut bildlich vorstellen konnte. Man kann schon fast sagen, dass man mit Antoine eine kleine Stadttour macht, denn Museen, Parks, Bars und Straßen werden genau beschrieben. Allerdings schreibt der Autor auch zum Teil zu ausführlich, viele Gedankengänge werden auf den knapp 150 Seiten mehrfach wiederholt, was bei der Kürze des Buches unnötig erschien. Aber trotz dieser Langatmigkeit an wenigen Stellen, konnte mich der Schreibstil überzeugen.
Sehr schön fand ich auch, wie Antoine über Literatur denkt und die Art, wie er seine Gedanken ausdrückt:

„Mag sein, dass für manche die Literatur die angenehmste Art ist, das Leben zu ignorieren, wie Fernando Pessoa einmal geschrieben hat. Aber im Grunde will man das Leben doch nur dann ignorieren, wenn es so geworden ist, wie man es nicht haben wollte. Ich finde, Literatur muss die Welt nicht zwangsläufig draußen vor der Tür lassen – im Gegenteil! Oft genug holt sie die Welt auch zu uns herein.“ (Seite 7)

„Literatur kann ein wunderbarer Weg in die Wirklichkeit sein, weil sie uns die Augen öffnet für alles, was passieren kann. Was jeden Tag passieren kann!“ (Seite 8)

Die Charaktere sind sympathisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Auch wenn die Geschichte aus der Sicht von Antoine geschrieben ist, erfährt man dennoch etwas von seiner Geschäftspartnerin und seinem besten Freund, sowie der unbekannten Traumfrau Isabelle, von der er nur den Namen kennt. Antoine ist in mancherlei Hinsicht ein kleiner Träumer, der die Welt ab und zu sehr naiv betrachtet. Als Buchhändler liebt er Literatur und schätzt die Stille, in der er sich mit seinen Büchern zurückziehen kann. Er wirkt bodenständig, charmant und offen, allerdings übertreibt er es auch ein wenig bei der Suche nach Isabelle, so sehr er an die Liebe glaubt, so naiv geht er an die Sache auch heran. Ohne Isabelle zu kennen, bezeichnet er sie direkt als die Frau seines Lebens, was nicht so ganz zu seinem Alter passt, da er mit seinen 32 Jahren eigentlich etwas realistischer an die Sache herangehen sollte. Aber dennoch muss man ihn einfach gern haben und fiebert mit ihm mit.

Ein Kritikpunkt ist allerdings die Suche nach Isabelle, die mir ein wenig zu viel war. Zwar ist es löblich, dass Antoine sie unbedingt kennen lernen möchte, aber die Art und Weise wie hier vorgegangen wird und vieles wiederholt wird, empfand ich stellenweise eher als zu aufdringlich und naiv. Die Romantik, die auf den ersten Seiten durch seine Gedankengänge entstanden sind, ging dadurch im Laufe der Geschichte immer mehr verloren.

Ein absoluter Hingucker ist die wunderschöne Covergestaltung. Die Farben sind perfekt miteinander abgestimmt und von der Wiese aus hat man einen tollen Blick auf den Eiffelturm. Dazu wurde Isabelle gut auf der Wiese platziert. Die Kurzbeschreibung gefällt mir jedoch eher weniger, weil hier nahezu die ganze Geschichte erzählt wird. Dadurch wurde ich nur selten überrascht.

Trotz einiger kleiner Schwächen hat mir „Die Frau meines Lebens“ gut gefallen. Nicolas Barreau hat mit seinem Debütroman mein Herz berührt und mit zwei schöne Lesestunden beschert. Besonders empfehlenswert für Leser von Marc Levy, Nicholas Sparks und Cecelia Ahern.

Rezension

Lauren Oliver – Delirium

Kurzbeschreibung
Wenn Liebe tötet – willst du dann je geheilt werden?
Früher, in den dunklen Zeiten, wussten die Leute nicht, dass die Liebe tödlich ist. Sie wollten sich verlieben. Heute, in Lenas Welt, ist Liebe als Krankheit identifiziert worden und heilbar. Kurz vor ihrem 18. Geburtstag soll auch sie dem Eingrif, der die Heilung bringt, unterzogen werden. Danach wird sie normal sein. Sie wird sich nicht verlieben. Niemals. Aber dann lernt sie Alex kennen. Und kann einfach nicht glauben, dass das, was sie in seiner Anwesenheit spürt, schlecht sein soll.

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Meine Meinung
Man kann nicht glücklich sein, ohne auch manchmal unglücklich zu sein…

Nachdem mich Lauren Oliver bereits mit „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ überzeugen konnte, habe ich „Delirium“ förmlich herbeigesehnt. Wieder einmal hat die Autorin bewiesen, welch großes Talent in ihr schlummert. Sie schreibt einfühlsam, federleicht und man muss ihren Schreibstil einfach mögen. Die Idee, dass Liebe eine Krankheit (Amor Deliria Nervosa) ist, ist nicht neu, allerdings wurde das Thema noch nie so schön und einfühlsam besprochen, wie in diesem Buch. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive der 17-jährigen Lena erzählt.

Die Art und Weise, wie die Einwohner der Stadt, die Labore und die Umgebung beschrieben wird, ist sehr detailliert, sodass ich mir alles genau bildlich vorstellen konnte. Die Umstände sind für die Einwohner schwer, sie müssen täglich mit einer Razzia rechnen und werden wie Tiere in der Stadt eingesperrt, ohne es wirklich zu merken. Das Internet wird kontrolliert, Musik, Bücher und Gedichte, in denen die Liebe thematisiert sind, sind für die Einwohner verboten. Jugendliche unter 18 müssen dazu noch mit einer strengen Ausgangssperre leben. Menschen, die die Liebe dennoch in sich spüren, werden weggesperrt, umgebracht und im Falle von Jugendlichen, werden die Eingriffe einfach früher vorgenommen.

Die Charaktere können unterschiedlicher nicht sein.
Lena musste in ihrem Leben schon immer kämpfen. Ihr Vater ist früh gestorben und ihre Mutter hatte die Krankheit in sich und musste den Eingriff mehrfach über sich ergehen lassen. Dadurch wuchs Lena, zusammen mit ihren Geschwistern, bei ihrer Tante und ihrem Onkel auf. Sie hat mit Hana nur eine wirklich gute Freundin. Während Lena sich an die Gesetze hält, ist ihre beste Freundin Hana eine kleine Rebellin, die illegale Musik hört und trotz allem noch an die Liebe glaubt. Auch wenn die beiden Mädchen noch so unterschiedlich sind, halten sie zusammen. Es fiel mir zunächst schwer, mich an Lena und Hana zu gewöhnen, beide waren mir trotz der Unterschiede zunächst zu glatt und oberflächlich, dies wurde aber während der Geschichte immer besser. Vor allem Lena wächst immer mehr über sich hinaus. Sie erkennt das System und rebelliert gegen ihre Familie und den Behörden.
Alex habe ich dagegen sofort in mein Herz geschlossen. Er ist mutig, entschlossen und durchschaut die Gesetze und Umstände in der Stadt. Durch seine Erfahrungen und seiner Herkunft wirkt er vollkommen anders und erwachsener als andere. Die Annäherung zwischen Alex und Lena ist zaghaft und sehr beherrscht. Während Alex hier den lockeren Part übernimmt, ist Lena sehr ängstlich und zurückhaltend, stellenweise sogar naiv, wenn man hier ihre Gedanken betrachtet. Allerdings geben zusammen ein gutes Paar ab, dem man nur das Beste wünscht, auch wenn sämtliche Umstände gegen die Beiden sind.

Allerdings geht es in „Delirium“ nicht nur um die Liebesgeschichte, sondern auch um das System der USA und wie sie versuchen, die Liebe aus den Menschen zu löschen. Die Eingriffe werden als harmlos geschildert, sind aber alles andere als ungefährlich. Auch Lenas komplette Familiengeschichte wird hier ausführlich thematisiert.

Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die Sprecherin. Annina Braunmiller kennt man bereits als Synchronsprecherin von Kristen Stewart und den Twilight Hörbüchern. Ihre Stimme wirkt sanft, leicht, zerbrechlich und dennoch entschlossen. Sie verkörpert Lena nahezu perfekt und beherrscht sämtliche Emotionen, die für dieses Geschichte nötig sind.

Insgesamt konnte mich „Delirium“ schnell in seinen Bann ziehen. Die Charaktere und Atmosphäre sind so interessant und spannend, dass ich dieses Hörbuch nur schwer pausieren konnte. Ich kann die Fortsetzung „Pandemonium“ kaum noch erwarten. Absolut empfehlenswert!

Reihenfolge
Delirium
Hana (Band 1.5 – dt. Titel unbekannt)
Pandemonium (dt. Titel unbekannt)
Requiem (dt. Titel unbekannt)

Rezension

Sarah Kuttner – Mängelexemplar

Kurzbeschreibung
„Die Psyche ist so viel komplizierter als eine schöne glatte Fraktur des Schädels.“
Karo lebt schnell und flexibel. Sie ist das Musterexemplar unserer Zeit: intelligent, selbstironisch und liebenswert. Als sie ihren Job verliert, ein paar falsche Freunde aussortiert und mutig ihre feige Beziehung beendet, verliert sie auf einmal den Boden unter den Füßen. Plötzlich ist die Angst da. Als auch die cleversten Selbsttäuschungen nicht mehr helfen, tritt sie verzweifelt und mit wütendem Humor ihrer Depression entgegen.

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Meine Meinung
Karo macht gerade eine schwierige Zeit durch. Ihre Beziehung ist gescheitert, die berufliche Situation ist alles andere als rosig und ihre Gefühle verursachen ein einziges Chaos. Dazu ist die Angst ihr ständiger Begleiter. Karo will wieder sie selbst sein und Dinge ohne Ängste überstehen. Sie beschließt, eine Therapie zu beginnen und lernt sich und ihre Gefühlswelt noch einmal vollkommen neu kennen und realisiert, was im Leben wirklich zählt.

Ich liebe dieses Buch und kann mittlerweile gar nicht mehr so genau sagen, wie oft ich dieses bereits gelesen habe. Sarah Kuttner kannte ich bereits vor diesem Buch durch ihre Kolumnen und ihren Fernsehauftritten und fand sie immer ganz nett. Als ich dieses Buch jedoch vor knapp zwei Jahren in den Händen hielt, war es um mich geschehen. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und habe jedes Wort förmlich verschlungen.
Auch jetzt – nach dem ca. zehnten re-read – geht es mir ganz genauso. Sarah Kuttner hat ein unglaubliches Talent mit Worten umzugehen. Jeder Satz scheint nahezu perfekt zu sein: Einfühlsam, intensiv, authentisch – und somit brachte sie mich mit „Mängelexemplar“ so manches mal zum Lachen und zum Weinen.

Der Schreibstil ist locker und eingehend. Auch wenn die Autorin offen lässt, ob die Handlung autobiographisch ist, habe ich ihr von Anfang an jedes Wort geglaubt. Trotz des recht ernsten Themas gibt es sehr viele humorvolle und sarkastische Stellen, die beweisen, dass man auch anders mit dem Thema Ängste und Depressionen umgehen kann. Hier wird kein großartiges Mitleid erzeugt, sondern die knallharten Fakten aufgelistet, die man bei diesem Krankheitsbild erwarten kann.

Karo ist eine großartige Protagonistin, die man einfach ins Herz schließen muss. Trotz vieler Probleme und Schwächen steht sie zu sich selbst und erwartet dies auch in gewisser Weise von ihrem Mitmenschen. Sie ist schnell aufbrausend und ungeduldig, gibt sich aber nahezu immer recht tough, wundert sich dann aber, wenn ihr Umfeld nicht mitbekommt, dass es ihr innerlich schlecht geht. Sehr unglücklich ist auch ihr Liebesleben. Ihre letzte Beziehung war ein vollkommenes Desaster, die nur noch sporadisch bestand. Auch weitere Liebeleien sind für sie – in ihrer Sprache – zwar ganz okay, aber mehr auch nicht. Nur ihr bester Freund Nelson scheint der einzige Mann zu sein, der sie nie enttäuscht.
Ihr Verhältnis zu ihrer Mutter ist zunächst schwierig. Sie haben keine typische Mutter/Tochter-Beziehung, sondern gehen eher verhalten miteinander um. Sie müssen sich nicht oft sehen oder miteinander telefonieren, um zu wissen, dass die andere Person noch da ist, viel mehr sind ihre Treffen recht selten. Durch Karos Ängste und Depressionen kommen sich die zwei unterschiedlichen Frauen jedoch wieder näher und können gelassener miteinander umgehen.

Die Art und Weise, wie Karo mit sich und ihrer Psyche umgeht, ist bemerkenswert. Sie gesteht sich ein, dass sie krank ist. Sie lernt zu akzeptieren, dass nicht nur ihr Körper, sondern auch ihre Seele kranken werden kann und vor allem darf. Sie geht recht offen mit ihrer Krankheit um und nimmt sich eine Auszeit von ihrem Leben. Gleichzeitig verliert sie aber nie das Ziel vor Augen, wieder vollkommen angstfrei und ohne Depressionen zu leben.

Eine Befürchtung, die viele Menschen haben, ist, dass Antidepressiva das Bewusstsein, die eigene Persönlichkeit verändern. Dass man von Tabletten gesteuert ist und nicht mehr man selbst. Das stimmt aber nicht. Ich fühle mich nicht fremd. Die Tabletten machen mich nicht falsch glücklich, nur weniger chaotisch. Ich bin traurig, wenn ich traurig bin, und unsicher und ängstlich, wenn es passt. Nicht mehr alles auf einmal. Und allein das erleichtert mich ungeheuer.

Ihr bester Freund Nelson unterstützt sie, wo er nur kann. Durch seinen Job bei einem Homeshopping-Sender hat er einen gewissen Bekanntheitsgrad, der ihn aber grundsätzlich kalt lässt. Mit seiner lockeren Art und seinem zum Teil schrägen Humor, schafft er es immer wieder, Karo zu beruhigen. Er akzeptiert ihre Macken und holt sie so manches Mal auf den Boden der Tatsachen zurück.
Gleiches gilt für ihre Mutter, mit der sie zwar nicht viel zu tun hat, aber dennoch für ihre Tochter da ist, wenn sie diese braucht. Auch sie ist an Depressionen erkrankt und kann sich dadurch gut in ihre Tochter hineinversetzen.

Die Covergestaltung ist sehr schlicht, aber durchaus passend, da diese Geschichte kein großartiges Cover braucht. Die zerknitterte Seite passt nicht nur gut zum Titel, sondern auch zu Karos aktueller Psyche. Auch die Kurzbeschreibung ist sehr gelungen. Sie verrät nicht zu viel und macht Lust, dieses Buch zu lesen.

Insgesamt konnte mich Sarah Kuttner mit „Mängelexemplar“ sehr begeistern. Der lockerflockige Schreibstil und die wunderbaren Charaktere machen das Buch trotz ernstem Thema zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis. Da dieses Buch zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehört, kann ich dieses Buch absolut jedem empfehlen!

Zitat

[Zitat aus…] Blutrote Schwestern (Jackson Pearce)

Ich habe in diesem Buch eine wunderbare Textstelle gefunden, die mich sehr berührt hat und mich seitdem auch nicht mehr so wirklich loslässt, von daher möchte ich diese hier unbedingt erwähnen.

Als wir klein waren, waren Scarlett und ich felsenfest davon überzeugt, dass wir ursprünglich im Bauch unserer Mutter eine Person gewesen waren. Wir glaubten, dass ein Teil von uns geboren werden und der andere bleiben wollte. Also musste unser Herz zerbrochen werden, damit Scarlett zuerst geboren werden konnte, und ein paar Jahre später bot dann auch ich der Welt die Stirn. In unseren kleinen Köpfen mit den Pferdeschwänzen ergab das Sinn – es erklärte, warum wir, wenn wir durch Gras rannten, tanzten oder uns im Kreis drehten, das Gefühl dafür verloren, wer von uns wer war, und es sich anfühlte, als gäbe es eine organische, zarte Bindung zwischen uns. Unser gemeinsames Herz schlug im Takt ud pumpte dasselbe Blut durch die Adern.
Doch das war vor dem Angriff. Seither verbinden sich unsere Herzen nur, wenn wir jagen, wenn Scarlett mich voller Freude anblickt, die stärker ist als ihre Narben, und dann einem Fenris nachweint, obwohl ihr Leben von seinem Tod abhängt. Ich folge ihr, und zwar immer, weil dies die einzige Zeit ist, in der unsere Herzen in perfekter Harmonie schlagen. Die einzige Zeit, in der ich mir ohne den Hauch eines Zweifels sicher bin, dass wir eine Person sind, die in zwei zerbrochen wurde.
– [Seite 56]

Schöööön, oder? 🙂

Rezension

Eric Walters – We all fall down

Kurzbeschreibung
New York, 11.09.2001: Eigentlich hat Will nicht die geringste Lust, seinen Vater für ein Schulprojekt einen Tag bei der Arbeit im World Trade Center zu begleiten – was soll daran schon spannend sein? Doch dann gerät die Welt ins Wanken: Ein Passagierflugzeug fliegt in den Nachbarturm. Sofort herrscht Chaos: Ein Unfall? Ein Anschlag? Was ist mit den Menschen im Turm? Was sollen sie selbst tun? Aber noch bevor Will und sein Vater eine Entscheidung treffen können, taucht am Horizont ein zweites Flugzeug auf. Es steuert direkt auf ihren Turm zu… ~ Quelle

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Meine Meinung
Ich muss sagen, dass ich bei diesem Buch fast an meine Grenzen gestoßen bin. Die Geschichte ist aufwühlend, emotional und spannungsgeladen und wenn ich daran denke, dass all dieses Drama tatsächlich vor 10 Jahren geschehen ist, bin ich immer noch sprachlos.

Allerdings hat mich stellenweise die Sicht des Autors fassunsglos und wütend gemacht. Obwohl Eric Walters Kanadier ist, nimmt er hier die USA in Schutz und spricht dieses Land quasi heilig, was ich nicht so ganz verstehen kann.
Da ich aber hier nun keine politische Debatte führen möchte, möchte ich lieber drei Zitate niederschreiben, damit man evtl. versteht, wieso ich über dieses Buch zum Teil sehr wütend war:

„Aber selbst Hurrikans und Tornados und Erdbeben sind anders für uns hier in den Staaten als an manch anderen Orten. […] Ich meine nicht, dass wir keine Naturkatastrophen haben“, sagt James. „Was ich meine, ist, dass sie bei uns zwar vorkommen, aber wir sind nicht in der gleichen Weise betroffen. Ich sehe mir die Nachrichten an und höre von Erdbeben in Ländern wie China und sie haben zwanzigtausend Tote, und wenn wir eins in Kalifornien haben, sterben nur zwanzig Menschen, vielleicht sogar noch weniger. […] Die gleiche Erdbebenstärke hat in verschiedenen Gegenden unterschiedliche Auswirkungen. Bei Hurrikans ist es genauso. […] Wir leben zwar immer noch mit diesen potenziellen Gefahren, aber wir haben einen Grad der Absicherung erreicht, der uns ein Gefühl von Schutz gibt, fast als wären wir immun.
[Seite 14/15]

„Wenn New York der Mittelpunkt des Universums ist – und wer würde das ernsthaft bestreiten? -, dann sind diese beiden Türme der Mittelpunkt des Mittelpunkts.“
[Seite 41]

„Wer, glaubst du, hat das getan … die Flugzeuge abstürzen lassen?“ – „Oh… oh. Ich würde auf muslimische Extremisten tippen.“
[Seite 175]

Ich weiß nicht, ob genau rüberkommt, was ich eigentlich sagen möchte, aber dieses typische „Wir sind Amerika, wir sind die Welt“ (mal überspitzt gesagt), ist in diesem Buch mehr als offensichtlich und fragwürdig. Vor allem das letzte Zitat hat mich geärgert, weil sofort davon ausgegangen wurde, dass muslimische Extremisten dahinter stecken. Hier wäre es deutlich besser gewesen, wenn der Autor ein wenig neutraler an die Geschichte herangegangen wäre. Ich bin selbst ein Fan der Stadt New York, aber diese Hervorhebung war mir doch ein wenig zu viel des Guten.

Allerdings ist die Geschichte an sich durchaus interessant.
Der Flugzeugeinsturz und die Flucht aus dem World Trade Center ist hier das Hauptaugenmerk, aber es versteckt sich in dieser Geschichte auch eine zerstörte Vater-Sohn-Beziehung, die hier verarbeitet wird.

Will und sein Vater haben sich lange nur das Nötigste zu sagen. Sein Vater ist ein Workalholic, der kaum Zeit für seine Familie findet und nie die Sportevents seines Sohnes besucht. Will fühlt sich immer mehr wie der Mann im Haus, und ihm fehlt sein Vater, der dies anscheinend nicht zu merken scheint.
Auf ihrer Flucht aus dem World Trade Center müssen sie sich gegenseitig vertrauen und wie ein Team zusammenarbeiten, was Will zunächst etwas schwer fällt. Nach jeder Etage schöpfen sie mehr Vertrauen zueinander und reden über ihr Familienleben, was beiden merkbar gut tut.
Das Ende war mir ein bißchen zu glatt. Zwar ist der Ablauf der Flucht und der Einsturz des Centers, in Verbindung mit den Uhrzeiten, sehr dramatisch und intensiv, jedoch kam das Ende ein wenig zu plötzlich.

Insgesamt konnte mich „We all fall down“ nicht ganz von sich überzeugen. Die Geschichte war mir zu patriotisch, allerdings haben die beiden Protagonisten einiges gerettet. Wer jedoch mehr über das World Trade Center und New York erfahren möchte, wird an diesem Buch seine Freude haben.

Rezension

Sonya Sones – Spiel nicht verrückt

Kurzbeschreibung
Das Leben der dreizehnjährigen Cookie aus Boston verändert sich schlagartig, als ihre ältere Schwester in die Psychiatrie eingewiesen wird. Zwischen Hoffen und Bangen, Wut und Ohnmachtsgefühlen, elterlichen Streitereien und Sorgen um die eigene geistige Gesundheit erzählt Cookie von ihrem neuen ungewohnten Alltag. ~ Quelle

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Meine Meinung
Für die 13-jährige Cookie kann das Leben aktuell chaotischer nicht sein. Sie steckt mitten in der Pubertät, ihre Eltern streiten sich und dann wird auch noch ihre geliebte Schwester in die Psychiatrie eingeliefert. Da sie weder mit ihren Freunden noch ihren Eltern über ihre Gefühle reden kann, schreibt sie ihre Gedanken auf und verarbeitet ihre Erfahrungen mit der Psychiatrie und dem Verhalten ihrer Schwester.

Es scheint,
als wäre Schwester
die Verrückte, aber was,
wenn es eigentlich
andersrum ist

und in Wirklichkeit ich
die Verrückte bin
– so verrückt, dass ich denke,
sie wäre es?

„Spiel nicht verrückt“ ist für mich eine kleine Überraschung gewesen. Ich habe nicht allzu viel von dieser Geschichte erwartet und habe mir das Buch eigentlich nur wegen der Versform gekauft. Das aber hinter dieser Versform auch eine wundervolle Geschichte steckt, hätte ich eher nicht gedacht.

Sonya Sones hat hier alles richtig gemacht. Die Versform allein ist für mich schon ein Pluspunkt, hinzu kommt der wirklich tolle Schreibstil, der flüssig, verwirrend und verstörend geschrieben ist.

Cookies Gefühlswelt wird dem Leser quasi komplett offen gelegt. Schon allein durch ihr Alter hat sie es aktuell nicht leicht im Leben. Sie hat mit der Pubertät zu kämpfen und ihre Schwester, die anscheinend ihr Vorbild war, beginnt vor ihren Augen zu erkranken, was sie verunsichert und verstört. So erinnert sich Cookie an ihre gesunde Schwester zurück, kann aber mit den psychischen Problemen ihrer Schwester nicht viel anfangen, weil sie es auf der einen Seite nicht versteht und sie sich auf der einen Seite auch für ihre Schwester schämt, wenn ihre eigenen Gefühle überhand nehmen. So redet sie sich zum Teil recht häufig ein, selbst schuld an der Erkrankung zu haben, andererseits redet sie sich auch immer wieder ein, dass sie selbst niemals so ‚verrückt‘ sein wird, wie ihre Schwester.

Das Krankheitsbild ihrer Schwester wirkt ebenfalls sehr verstörend. In der einen Minute ist sie sehr nett und umgänglich, in der anderen Minute rastet sie aus und schreit ihre Mitmenschen an.

Die Hoffnung und die Verzweiflung ist auf nahezu jeder Seite spürbar und ich habe mich oft gefragt, wie ich an Cookies Stelle reagieren würde. Natürlich will man für den Menschen da sein, aber kann man bei so einem Verlauf wirklich immer beherrscht sein und die Kraft dazu haben?!

Allerdings gibt es auch zwei Dinge, die mir eher weniger an der Geschichte gefallen haben, doch dies ist eher Kritik am deutschen Verlag, als an der Autorin oder dem Buch selbst.
Sehr schlecht gewählt empfinde ich den deutschen Titel. „Spiel nicht verrückt“ klingt sehr respektlos, wenn man die Geschichte und deren Verlauf betrachtet. Da hätte man sich einen wesentlich besseren Titel für das Buch aussuchen können.
Auch die Covergestaltung hat mir nicht gefallen. Da haben mir die Cover der englischen Ausgaben dann doch deutlich besser gefallen, auf denen ein Mädchen abgebildet ist.

Ansonsten gibt es hier aber nichts zu meckern, denn Sonya Sones hat mit „Spiel nicht verrückt“ das Beste aus der Thematik herausgeholt. Wer mal einen ganz anderen Jugendroman erleben möchte, wird bei diesem Buch bestens aufgehoben sein.

Rezension

Tobias Elsäßer – Für niemand

Kurzbeschreibung
Drei Jugendliche, drei Schicksale. Sie kennen sich nicht, aber sie alle haben ein gemeinsames Ziel: Selbstmord. In einem Internetforum verabreden sich Sammy, Nidal und Marie, um gemeinsam zu sterben – ohne allerdings zu ahnen, dass sie beobachtet werden. Yoshua ist heimlicher Mitleser des Chats und versucht, das Ereignis zu verhindern. Tatsächlich gelingt es ihm, die Identität, die hinter den Nicknames steckt, herauszufinden. Doch was wird passieren, wenn er zum vereinbarten Treffpunkt kommt…?

Meine Meinung
Das Leben meint es nicht immer gut mit den drei Jugendlichen Nidal, Sammy und Marie. Alle drei haben in ihrem Leben Erfahrungen machen müssen, die sie nicht mit sich vereinbaren können. Im Alltag tragen sie eine Maske, die sie niemals ablegen. Zu groß ist die Angst vor Abweisung und Unverständnis.
Nidal eröffnet einen Chat, an dem er jedoch nur Sammy und Marie teilnehmen lässt, denn sie haben seine Ansprüche erfüllt. Sie dürfen mit ihm gemeinsam sterben.

Was sie dabei nicht ahnen: Yoshua, ein weiterer Jugendlicher, hat sich in das Chatsystem gehackt und nimmt als stiller Beobachter an ihren Gesprächen teil. Aber ist er auch dazu in der Lage, Nidal, Marie und Sammy zu retten?

Wow, was für ein Buch!
Tobias Elsäßer hat mit „Für niemand“ ein absolutes Meisterwerk geschrieben, dass mich von der ersten Minute an fesseln, schockieren und begeistern konnte.

Eigentlich wollte ich das Buch zunächst nur kurz anlesen und es dann für später aufheben, allerdings konnte ich nach nur wenigen Seiten schon nicht mehr aufhören.

Der Schreibstil ist grandios. Die Geschichte wird sehr einfühlsam und wortgewandt in mehreren Episoden erzählt. Was zunächst ein wenig wirr erscheint, macht im Verlauf der Geschichte immer mehr Sinn und immer mehr erkennt man, wie gut sich doch alles zusammenfügt.
Obwohl das Thema direkt auf den ersten Blick klar ist, kommt doch alles anders, als man denken könnte. Kein einziges Kapitel war vorhersehbar.

Die Sätze sind recht kurz, aber dafür sehr intensiv. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Nidal, Marie, Sammy und Yoshua geschrieben, allerdings kommen auch andere Personen, wie Psychologen, Journalisten oder auch Nidals Freund Patty zu Wort.

Die Charaktere wirken lange unnahbar und ich habe ihre Vorgehensweise nicht durchschaut, doch je mehr man von ihnen erfährt, desto besser konnte ich sie in mein Herz schließen. Ihre Gedanken sind zum Teil sehr wirr, aber am Ende macht alles Sinn.
Vor allem Sammy ist mir in dieser Geschichte ans Herz gewachsen. Von allen ist sie die lebhafteste und legt viel Sarkasmus an den Tag. Aber auch Maries Gedanken und Vorgehensweisen haben mich zum Teil beeindruckt, aber auch schockiert.

„Sie schließt kurz die Augen. Pulsierende Schmerzen schieben in Wellen durch ihren Körper. Sie fragt sich, ob diese Schmerzen tatsächlich existieren. Vielleicht ist es wie bei einem Menschen, dem man ein Bein amputiert hat. Phantomschmerzen. Brennend. Unsichtbar, aber dennoch vorhanden. Und wenn das Leben eine Täuschung ist? Wenn sie das alles nur träumt? Die Gerüche, die Farben, die Gebäude, ihre Familie. Seltsamerweise macht ihr diese Vorstellung Hoffnung. Alles nur ein Spiel, denkt sie. Alles nur ein großes Theaterstück. Und jetzt ist es an der Zeit, für die letzte Rolle vorzusprechen…“ [Seite 41]

Interessant ist auch die Vorgehensweise, wie die Jugendlichen untereinander kommunizieren. Während Yoshua lediglich ein stiller Beobachter ist und ständig darauf wartet, dass die anderen wieder miteinander chatten, verbieten sich Marie, Sammy und Nidal gegenseitig, anderweitig Kontakt zueinander aufzunehmen. Auf der einen Seite sind sie neugierig aufeinander und interessieren sich für ihre Beweggründe, auf der anderen Seite wollen sie aber selbst nichts preisgeben und sich erst recht nicht vorher treffen, da sie die Angst haben, sich evtl. anzufreunden und so wieder etwas zu entdecken, für das es sich zu leben lohnt.

Die Covergestaltung ist schlicht und bildet eines der Mädchen ab. Besonders passend ist hier der leere Blick des Mädchens, dass sehr gut für die Einstellung und das Leben der einzelnen Protagonisten steht.

„Für niemand“ behandelt das Thema Selbstmord mit dem nötigen Respekt und schockierte mich zutiefst. Empfehlenswert ist dieses Buch jedoch nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene, denn dieses Thema geht jeden von uns etwas an. Unbedingt lesen!

Für die freundliche Bereitstellung bedanke ich mich bei .

Rezension

Gabi Kreslehner – Und der Himmel rot

Kurzbeschreibung
Darm, Oliver ist 17. Sein Leben ist verpfuscht, verrutscht. Kein Wunder, wenn man Darm heißt. Sein Name ist gewissermaßen Prophezeiung. Aber Jana bringt das Eis zum Schmelzen. Muss ja. Der neue Roman von Gabi Kreslehner ist so bitter und schön wie das Leben selbst.
Darm ist ein Eisklotz und lässt niemanden an sich rankommen, seinen Onkel Kurt nicht und Muskat nicht, mit dem er so oft auf den Wasserwiesen am Fluss sitzt. Auch Jana nicht. Jana liebt Darm. Aber Darm liebt Jana nicht. Darm liebt niemanden. Doch als die Polizisten auftauchen, kommt alles wieder hoch. Was damals, vor mehr als tausend Tagen, passiert ist, als seine Schwester auf tragische Weise verschwand, seine Mutter anfing zu trinken und überhaupt sein ganzes Leben auseinanderfiel. Darm braucht diesen ganzen langen Sommer, bis er endlich reden kann. Doch irgendwann, als Darm mit Jana auf dem Hügel sitzt und der Himmel rot wird, beginnt der Anfang vom Ende.

Meine Meinung
Da bereits in der Kurzbeschreibung alles genannt wurde und alles andere reiner Spoiler wäre, möchte ich mir an dieser Stelle eine Zusammenfassung sparen.

Obwohl ich mich sehr für das Thema interessiert habe, muss ich leider zugeben, dass mich das Buch leider nicht fesseln konnte.

Man merkt zwar, dass sich die Autorin vor allem große Gedanken um ihren Protagonisten gemacht hat, allerdings konnte mich dieser überhaupt nicht von sich überzeugen.
Olivers Gedanken sind stellenweise wahnsinnig anstrengend und nicht nachvollziehbar. Vor allem, wie er seinen Onkel behandelt, obwohl er sich die bestmögliche Mühe gibt, konnte ich nicht nachvollziehen.
Auch dieses ständige Selbstmitleid wegen seinem Namen war für mich anstrengend und unnötig überzogen. Natürlich hat man nicht immer den Namen, den man sich wünscht, aber muss man deswegen wirklich immer wieder darauf zurückkommen und es erwähnen?

Auch der Schreibstil hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen. Auf der einen Seite finde ich den Schreibstil für ein Jugendbuch gerecht und auch gut, allerdings war er mir zum Teil zu abgehackt.

Hier ein Beispiel:
Jana war gekommen, kannte diese Stelle, wo er täglich ins Glitzern fiel, hatte sich an seine Seite gehockt, so wie sie es immer tat, ihn in ihre Arme genommen, ihn in ihre Augen gesaut und ihm allerhand schönes Zeug gesagt, von dem Darm sich nichts gemerkt hatte, weil er sich so was eben nicht merkte.
Jana liebte Darm. Darm liebte Jana nicht. Darm liebte niemanden. Vielleicht die Stadt, wenn sie glitzerte, noch mehr, wenn sie brannte…

Das Cover ist recht schlicht gehalten, passt aber dennoch gut zu der Geschichte, da ein allzu überladenes Cover nicht zur Einfachheit der Geschichte gepasst hätte. Abgebildet ist hier Oliver Darm. Den Schmerz, den er in sich trägt, wird hierbei gut sichtbar.
Wie oben bereits gesagt, verrät die Kurzbeschreibung meiner Meinung nach ein wenig zu viel, da ansonsten nicht wirklich viel passiert. Hier ist weniger manchmal mehr.

Eine Kaufempfehlung kann ich trotz des interessanten Themas nicht aussprechen.

Für die freundliche Bereitstellung bedanke ich mich bei .

Rezension

Thomas Lawall – Nach dem Regen

Achtung: Hier gibt es keine Kurzbeschreibung, da es sich um reine Gedichte handelt!

„Nach dem Regen“ ist ein Gedichtband, der von dem Maler und Autor Thomas Lawall eindrucksvoll geschrieben wurde.

Seine Gedichte sind rein autobiographischer Natur, was diese noch persönlicher und besonderer machen. Besonders gut gefällt mir, in welcher Art und Weise der Autor hier seine Worte auf Papier bringt. Hier gibt es keine großen Umschreibungen, sondern Gefühle pur.

Verzweifelnd suchend
setzen wir uns
Denkmäler

Doch wenn das Eis schmilzt
wird auch unsere Kunst
sterben

[Auszug aus Kunst, S. 14/15]

Vor allem die eher melancholischen Gediche haben mir sehr gut gefallen. Auch wenn ich noch nicht so viel Lebenserfahrungen wie der Autor sammeln konnte, konnte ich mich in manchen Gedichten wiedererkennen und hineinversetzen.
Sehr gut gelungen ist hierbei die Leichtigkeit, mit der ich die Gedichte lesen konnte.
Obwohl ich viele der Situationen nie erlebt habe, konnte ich diese dennoch gut verstehen, ohne das nur ein Wort Verwirrung oder Unverständnis brachte.

Von allen Seiten
werde ich geschubst
In eiligen Schritten
hasten wir aneinander vorbei

Wo die nur alle hinwollen
frage ich mich
Wohin ich selbst will
habeich längst vergessen

Nur nicht hinfallen
denke ich
Sonst trampelt die Masse
dich tot

Ich lasse mich treiben
in Ziellosigkeit
Nur gut, dass meine Tränen
niemanden stören

Zu Hause ist nicht
mein Ziel
Doch irgendwie bin ich
abends wieder da

[Stadt, S. 88]

Neben zahlreichen Gedichten findet man im Buch auch Schwarz-Weiß-Fotos, die Thomas Lawall selbst aufgenommen hat.
Auch diese können bestimmte Situationen und Gefühle gut widerspiegeln.
Vor allem das Meer wurde oft fotografiert und passt zu vielen Gedichten.
Die Kombination zwischen Gedicht und Foto ist stets perfekt.

Die Aufmachung des Bandes ist schlicht, aber sehr passend, denn dieser Gedichtband lebt allein durch seine unvergleichbaren Fotos und Gedichte.

Mir werden die Gedichte noch lange im Gedächnis und im Herzen bleiben.
Wunderbar für zwischendurch und besinnliche Momente.