In einer Stadt direkt am See verliert sich die Zeit. Hier sind alle Menschen nur lautlose Begleiter der Unendlichkeit. Alles kann vorbei sein. Jetzt sofort. In diesem Augenblick. Aber da es keine Zeit mehr gibt, gibt es auch keine Endzeit. Jeder Tod vergeht vor dem Grauen der Nacht. Und dann, als wäre er gar nicht da gewesen, beginnt ein neuer Tag.
Keiner der Menschen an diesem Ort weiß, dass sie nur dort sind, um Abschied zu nehmen, von ihrem letzten Atemzug. Denn fernab der Zeit, in diesem dichten Nebel am See, treffen sich die Sterbenden, um noch einmal zu leben. Sie sehen sich an und lächeln. Sie streiten nicht mehr um das letzte Wort, sie lachen nicht mehr übereinander, sie lachen miteinander. Sie bringen die Abläufe der natürlichen Ordnung durcheinander, ohne etwas zu zerstören. Sie verzeichnen Glück, sie durchstreichen Angst, sie verankern Erinnerungen. Und sie haben keine Ahnung davon, dass diese Stadt nichts weiter ist als die unendliche Weite der Illusion.
[Lilly Lindner – Da vorne wartet die Zeit – „Prolog am See“]
Dieses Buch steht auch noch auf meiner Wunschliste – auf der Buchmesse erstmals entdeckt, damals aber noch unsicher, ob mich der Inhalt wirklich so anspricht. Das Cover und der Klappentext sind jedoch sehr vielversprechend – ebenso das von dir gewählte Zitat.